Es begab sich zu der Zeit, als zwei junge Leute ihre erste Wohnung bezogen hatten. Haustiere durften sie dort nicht halten, denn der Hausverwalter hatte in der Richtung ganz schlechte Erfahrungen gemacht.
Nach einiger Zeit konnte er die jungen Leute besser einschätzen und erlaubte die Anschaffung einer Katze.
Sogleich sahen die beiden in der nächsten Zeitung nach und wurden schnell fündig:"Perser-Mix abzugeben", stand in der 1. Anzeige. Die Mixe waren aber schon weg. "Maine Coon-Kätzchen Tel:..." Was das wohl für welche sind? Internet war noch nicht so verbreitet, aber ein Lexikon auf CD gab es schon. So ne Maine Coon sieht aus wie ein Luchs, zu dem auch Größenangaben dabei standen, was bei der Beschreibung der Coons nicht der Fall war. Ach herje, so`n Riesenvieh! Da ruf ich an, sprach das weibliche Leut. Gesagt, getan. " Ja, die Kätzchen sind noch da. Wie sie aussehen? Ja, mit Luchsohren, Waschbärenschwanz und Knickerbockerhosen."
Hä?!? Das muß ich sehen!!!

Daß ich hier unsere eigene Geschichte schreibe, ist wohl schon klar, also erzähl ich nun mal weiter.
Vor meinem geistigen Auge erschien das Bild eines kleinen Schotten, so ein Archie aus dem alten Englischbuch mit ebendiesen Knickerbockerhosen, kariert, versteht sich. Das nun bei Katzen? Egal, die Viecher muß ich sehen.
Was denn, wenn sie mir gefallen? Wie krieg ich sie mit nach Hause? Mein Martin meinte, früher hätten sie ihre Katzen immer im Wäschekorb transportiert, eine Decke rein, eine drüber, das geht wunderbar.
So wurde ich ausgerüstet und fuhr los, nachdem ich einen Termin abgemacht hatte.
Ich klingelte, die Haustür ging auf, eine Nebenzimmertür wurde geöffnet und drei kleine braune Coonies liefen im Entenmarsch hintereinander ins Wohnzimmer. Nicht verwunderlich, dort stand das Futter.
Sie liefen, sprangen und kletterten überall im Raum herum und ich fand sie einfach süß. Die erwachsenen Tiere waren alle braun (black-tabby-classic, wie ich längst weiß). Auseinanderhalten konnte ich sie nicht. So kann ich auch nicht sagen, wieviele Tiere dort lebten.
Ich sucht mir das Mädchen aus. Einer der beiden Kater sah aus wie das Mädchen und fraß gerade, der andere sah anders aus und schaute dumm im Kreis herum. Den hab ich mir dann auch noch ausgesucht, denn mein Martin hatte verkündet, wenn, kämen nur zwei Tiere ins Haus. War richtig so, denn so kommt keine Langeweile auf, wenn die Menschen mal nicht im Haus sind. Ausserdem sind wir tolle Menschen, aber lausige Katzen.

Meine Vorstellungen zum Transport der Katzen brachten die Besitzerin zum Lachen. Sie meinte, mit Coonies klappt das wohl nicht, aber sie hätte noch einen alten Kennel, den sie mir dann lieh.
So kam mein Wäschekorb doch nicht zum Einsatz und die Mietzen heil ins neue Heim.

Vorbereitet waren wir darauf nicht, kreativ und spontan waren wir damals schon.
Martins Mutter kam mit Streu, erstes Futter gabs an der Tankstelle. Die Läden hatten damals nur bis 18.00 Uhr geöffnet, länger einkaufen konnte man nur an einigen Tankstellen.
Als Näpfe fungierten Kompottschälchen und Kuchenteller, das erste Katzenklo war ein Teil einer Brotaufbewahrungsbox eines bekannten Plastikdosenvertriebs. Unseren neuen Freunden gefielen unsere Lösungen.

Tiere im Bett mochte ich übrigens nie, aber in dieser Nacht..., sie weinten doch sooo sehr..., na ja, heute kann ich sagen, mit Katze schläft es sich einfach besser.
Am nächsten Tag beglückte ich den nächstbesten Tierladen: kleiner Kratzbaum, Näpfe, Futter trocken und auch naß, Spielzeug, Streu und andere Dinge, die der Neuling für unverzichtbar hält.
Ich tat alles, was ein Mensch glaubt tun zu müssen, um von seiner Katze für den besten Menschen der Welt gehalten zu werden. Heute bin ich definitiv einige Schritte weiter ;-)

Ich versuchte, mehr Informationen über meine Coonies zu bekommen. Einige Wochen später lagen die Stammbäume meiner Süßen vor mir: gedruckt auf babyblauem festen Papier. Babyblau! Das kann ja wohl nicht echt sein! Ich rief die Nr. an, die da drauf stand, und landete beim ältesten Katzenverein Deutschlands. Nee, über meine Rasse konnte man mir dort auch nicht viel erzählen, aber die nette Frau am Tel. gab mir die Nr. einer IG Maine Coon. Bald telefonierte ich mit der damaligen Vorsitzenden der damaligen IG MC. Dieses Gespräch dauerte sehr lange, denn sie hatte viel zu erzählen. Über die Rasse, woher sie kommt, was es mit den Katzen auf sich hat, über die IG und was für Menschen sie ausmache. Das fand ich alles sehr spannend. Da konnte man nicht einfach mitmachen, man brauchte Paten. Ich kannte niemanden. Das änderte sich. Ich bekam Besuch von zwei netten Damen, die besonders nah bei mir wohnten ( jeweils über 100 Km entfernt!). Per Bahn bzw. Auto kamen sie zu mir, lernten uns kennen, sahen sich um, sprachen mit uns und gingen wieder. Ich wurde aufgenommen und blieb der IG verbunden, bis sie sich leider auflöste. Dort habe ich Gentikseminare besucht, die mir wirklich viel brachten. Da reiste ich schon mal Richtung Regensburg, um ein Seminar rund um Show und Pflege zu besuchen. Nein, in der Nähe war zu der Zeit keine Veranstaltung. Waren wir anders oder nur die Zeiten? Hunderte von Km quer durch die Republik, mit und ohne Katzen, na und, macht man doch.
An dieser Stelle vermisse ich mal wieder einige Menschen, von denen ich viel gelernt habe. Ich erinnere mich an schöne Begnungen, nette Gespräche mit Nina, Gaby, Jürgen und Gisela. Die Nachnamen lassen wir mal. Wer sie kannte, wirds wissen, wer nicht, Pech gehabt. Prioritäten verändern sich, Lebenswege sind manchmal verschlungen. Ich verstehe das gut und vermisse sie trotzdem.

Es blieb nicht bei den beiden Katzen, doch zunächst suchten wir eine Deckkater. Unser Sonny war kastriert, Tinka hatte ihren Nachweis zur Zuchttauglichkeit. Ein Deckkater wollte gefunden werden, was in der damaligen Zeit, kaum Züchter im Internet, gar nicht so einfach war. Ich suchte in Zeitungen, fragte auf Seminaren nach Ideen, fragte meinen Tierarzt und hängte völlig entnervt sogar einen Zettel in einer Tierhandlung auf und fragte auch dort. Doch, da gab es eine Kundin, die auch Maine Coons hatte. Ob sie züchtet, wußte man nicht, aber fragen wollte man sie. Die Dame rief mich tatsächlich an, ich besuchte sie. Einen Kater hatte sie nicht für mich, aber die Züchterin ihrer Katzen hatte gleich 2-3 Kater. Die wollte sie anrufen. Ich sollte Unterlagen an die Züchterin schicken. Habe ich getan. Wenn ich den Namen der Züchterin heute auf eine Show als Richter lese, grinse ich noch jedesmal. Die Dame hat auf meinen Brief nie reagiert, eine Tel.Nr. hatte ich nicht von ihr. Ob die Fotos meiner Katzen noch immer bei ihr liegen? Vermutlich nicht.
Immerhin hattte ich die Namen ihrer Kater. Das sagte mir nicht viel. Damals kannte ich eine einzige Züchterin, die eine email-Adr. hatte. Der schrieb ich ne Mail. Ob sie mir was zu den Katern sagen könnte? Ich war Anfänger, sie hatte lange Zuchterfahrung und wohnte sehr weit weg. Sie antwortete mir. Der eine Kater sei ganz nett, der andere gefiel ihr besser. Im PS schrieb sie, es gäbe da übrigens einen tollen Kater mit Milchbart. Ach ja? Ob dieser Milchbartkater auch einen Namen und Adresse hat? Hatte er! Tel. hatte er auch. Leider ging da keiner ran, also schrieb ich mal wieder einen Brief, legte Fotos und Stammbaumkopien bei und hoffte auf Antwort. "Wir kennen uns nicht, doch das möchte ich gerne ändern..."
Die Besitzerin des Milchbartkaters rief mich umgehend zurück, war ganz angetan von meiner Katze. Wir unterhielten uns sehr nett. Sie schickte mir Fotos und Stammbaum, wir telefonierten wieder, ich war begeistert! Ein Traumkater! Da fuhr ich dann hin. Kater begucken. In Natura war Carlo immer noch traumschön, seine Besitzerin supernett, wir waren uns einig.

Etwa 1 Jahr hatte meine Suche gedauert. Wir hatten einen Kater für Tinka!
Der Start der Sixteenoaks Maine Coons konnte kommen!
(c) 2008 by Maddin + Frauke